Neuer Angriff – Postulat für nationalen Aktionsplan eingereicht
Als Reaktion auf die alltäglichen Angriffe auf LGBTQ-Personen fordern die LGBTQ-Verbände einen nationalen Aktionsplan dagegen. Nationalrat Angelo Barrile reichte heute ein Postulat ein, das die Erarbeitung eines solchen Aktionsplans vom Bundesrat fordert. Der neueste tragische Angriff in Genf zeigt die...
Als Reaktion auf die alltäglichen Angriffe auf LGBTQ-Personen fordern die LGBTQ-Verbände einen nationalen Aktionsplan dagegen. Nationalrat Angelo Barrile reichte heute ein Postulat ein, das die Erarbeitung eines solchen Aktionsplans vom Bundesrat fordert. Der neueste tragische Angriff in Genf zeigt die Dringlichkeit, endlich Massnahmen zu ergreifen.
Seit mehreren Jahren werden LGBTQ-Feindlichkeit und Hate Crimes an lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans und queeren Personen breit diskutiert. Trotzdem fehlen in der Schweiz auf allen Ebenen griffige Massnahmen gegen LGBTQ-feindliche Hate Crimes und LGBTQ-Feindlichkeit generell. Die LGBTQ-Verbände forderten deshalb bereits am International Day against Homo-, Bi-, Inter- and Transphobia, kurz: IDAHOBIT (17. Mai 2020), einen nationalen Aktionsplan zur Unterstützung und zum Schutz gewaltbetroffener Personen, mit präventiven Massnahmen und mit spezifischer Täter*innenarbeit.
Diese Forderung wurde nun von SP-Nationalrat Angelo Barrile aufgenommen. Mit breiter Unterstützung von Nationalrät*innen aus SP, Grüne, GLP, BDP, CVP und FDP reichte er ein entsprechendes Postulat ein. Angelo Barrile sagt dazu: “Ich selbst habe schon Gewalt erfahren müssen, als ich mit meinem Partner in Zürich unterwegs war. Solche Erfahrungen sind für LGBTQ-Personen leider alltäglich – das muss sich ändern! Der Bundesrat ist gefordert, nun endlich griffige Massnahmen auf allen Ebenen zu beschliessen.” Der nationale Aktionsplan soll in Zusammenarbeit mit den Kantonen und Gemeinden sowie mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Expert*innen erarbeitet und umgesetzt werden.
Gerade heute wurde ein neuer Fall eines schlimmen Angriffs publik. Miruh war im Zug in Genf unterwegs, als er von drei Männern angepöbelt und beschimpft wurde. “Sie haben mich wohl aufgrund meines Outfits als schwach und schwul eingestuft, mich beschimpft und meine Tasche geklaut. Ich lief ihnen hinterher, worauf sie auf mich einschlugen, bis meine Nase blutete”, beschreibt Miruh den Angriff. “Es war ein traumatisches Erlebnis. Ich will, dass niemand mehr angegriffen wird – nur weil man nicht ganz cis-hetero aussieht. Deshalb rede ich darüber, doch nun muss auch die Politik endlich etwas tun!”
Obwohl medial meist Angriffe auf Schwule diskutiert werden, so betreffen sie leider auch lesbische, bisexuelle und trans Personen. Alecs Recher, der die Rechtsberatung von Transgender Network Switzerland (TGNS) leitet, hört von seinen Klient*innen regelmässig davon: “Die meisten unserer Klient*innen haben Gewalt erlebt, weil sie trans sind. Sei es zuhause oder im öffentlichen Raum, sobald man als trans bekannt oder erkennbar ist, kann es gefährlich werden. Ich erwarte vom Bundesrat, dass er das Problem endlich ernst nimmt!”
Muriel Waeger, Romandie-Verantwortliche der Lesbenorganisation Schweiz LOS und Pink Cross, zeigt sich kämpferisch: “Manchmal kleide oder verhalte ich mich nicht, wie es die Gesellschaft von mir als Frau erwarten würde. Ich hoffe, ich kann das bald noch selbstverständlicher und ohne Angst tun. Wenn wir als Gesellschaft zusammenstehen, und jede*r der Gewalt sieht, interveniert, schaffen wir das!”
Medienmitteilung vom 19. Juni 2020
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