Ben und Vivian

Ben ist ein 16jähriger trans Junge aus Bern. Ben heisst eigentlich anders, ich kenne ihn und seine Eltern schon lange und verwende zu seinem Schutz einen anderen Namen. Als Ben sich vor zwei Jahren geoutet hat, schien es, als würde die ganze Familie in ein tiefes Loch fallen.

Die Eltern waren hilflos. Sie wussten nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Die grosse Schwester konnte nicht glauben, dass es sowas wie Trans überhaupt gibt. Die Grosseltern wollten erstmal abwarten, ob das alles nicht nur eine der vielen, stetig wechselnden Ideen ihres Enkelkinds war.

 

Als ich mit Ben das erste Mal länger über das Thema sprach, war er 13. Er hat mir damals erzählt, dass er sich, auch mit Hilfe von anderen trans Jugendlichen, sehr viel informiert hat, nicht nur im Internet, sondern auch in Broschüren und Büchern. Er wollte einfach wissen, was mit ihm los ist, ob er wirklich trans ist, und wie er das alles seiner Familie mitteilen kann. Davor hatte er am meisten Angst. 

 

Vor zwei Monaten trafen wir uns zufällig wieder. Ben strahlte und war wie verwandelt. Dabei war noch gar nicht so viel geschehen – und doch hatte sich die Welt für ihn verändert: Die Eltern haben es inzwischen nicht nur akzeptiert, sondern unterstützen Ben in jeder Hinsicht. Dafür liebe ich die Beiden wirklich, denn nach ihrem ersten Schock engagieren sie sich sogar für andere Eltern, die in der gleichen Situation stecken. Die Schwester vermisst ihre «kleine Schwester» zwar immer noch gelegentlich, freut sich aber zugleich, wie sehr Ben aufgeblüht ist. Und was mir besonders imponiert, ist, wie reif Ben geworden ist, wie überlegt er über die ganze Thematik sprechen kann und wie reflektiert er mit anderen Jugendlichen und Erwachsenen darüber diskutiert. 

 

Und jetzt gibt es da einen anderen Vater, der im totalen Gegensatz zu Bens Eltern steht: Eine der reichsten Personen weltweit. Auch Elon Musk hat nämlich eine trans Tochter, die sich mit 16 Jahren geoutet und die mit 18 Jahren ihren Geschlechtseintrag und ihren Vor- und Nachnamen geändert hat. Zwar hatte Musk zugestimmt, dass Vivian mit 16 Pubertätsblocker bekam, doch nun, vier Jahre später, hat sich seine Meinung zu Trans ganz gewaltig geändert. In einem Interview spricht der politisch weit nach rechts aussen abgerückte Unternehmer von einem «woke mind virus», das seinen «Sohn» getötet habe. «Danach habe er sich geschworen, dieses Virus zu zerstören», sagte Musk wörtlich. «Und wir machen einige Fortschritte.»

 

Dem Kampf gegen trans Menschen und ihre Unterstützer*innen widmet Musk nicht nur ungeheure finanzielle Mittel und seinen gewaltigen Einfluss. Sondern er bestraft mittlerweile z.B. Bundesstaaten, die ihm nicht transfeindlich genug erscheinen, durch Abzug seiner Firmensitze. Wohin seine Gelder noch wandern und wie er alles, was ihm links, feministisch, oder queerfreundlich erscheint, zerstören möchte, ist noch gar nicht abzusehen. Doch da gibt es eine 20jährige trans Frau, die jetzt gegen diesen Mann aufsteht und sagt, wie sie von ihm gedemütigt wurde, weil sie als Kind zu feminin war, wie sich dieser Vater vor allem durch Gefühlskälte, Wutausbrüche und Narzismus ausgezeichnet habe. 

Bravo Vivian und Ben für euren Mut!

 

Text: Henry Hohmann