Kevin und Josef: Ein Einblick in ihr Familienleben

Kevin (33) und Josef (39) sind seit elf Jahren ein Paar und haben sich entschieden, eine Familie zu gründen. Vor einem Jahr haben sie ihr erstes Pflegekind aufgenommen, damals halbjährig. In Kürze kommt ein zweites Pflegekind dazu, das acht Monate alt ist. Hier geben sie uns einen Einblick in ihr Familienleben.

Kevin und Josef, was hat euch motiviert, Pflegeeltern zu werden?

Wir hatten beide einen Kinderwunsch, aber als Männerpaar sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Eine Leihmutterschaft kam für uns aus ethischen Gründen nie in Frage und in der Schweiz gibt es nur wenige Kinder, die adoptiert werden.

Ein Freund erzählte uns von einem lesbischen Paar, das Pflegekinder aufgenommen hat. Das inspirierte uns, dieses Thema genauer anzuschauen und wir merkten immer mehr, wie gerne wir einem Kind aus schwierigen Verhältnissen einen guten Start ins Leben ermöglichen möchten.

 

Wisst ihr, wie lange die beiden Kinder bei euch bleiben werden? 

Nein, das wissen wir nicht. Beim ersten Kind ist der Kontakt zur leiblichen Mutter sehr gut und ihr Ziel ist es, ihr Leben so zu ordnen, dass sie ihr Kind in einigen Jahren wieder zu sich nehmen kann.

Auch wenn es uns schmerzen wird, unsere Pflegetochter gehen zu lassen – das Ziel ist immer, dass Pflegekinder zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren. Häufig ist das leider nicht möglich, doch trotzdem ist es wichtig, dass das Pflegekind den Kontakt zur Herkunftsfamilie behält.

 

 

Was sollte man mitbringen, wenn man Pflegeeltern werden möchte? 

Es braucht eine grosse Offenheit. Das Bewerbungsverfahren als Pflegeeltern ist sehr gründlich und es wird genau geschaut, wie man wohnt, lebt und die eigene Beziehung führt. Ausserdem weiss man nie genau, welchen Hintergrund und Rucksack das Pflegekind mitbringen wird.

Zudem sollte man auch einen wertschätzenden und vorurteilsfreien Umgang mit den leiblichen Eltern pflegen wollen.

 

Männerpaare mit Kindern sind noch immer ein ungewohntes Bild. Welche Reaktionen erlebt ihr in der Öffentlichkeit und wie geht ihr damit um?

Natürlich ziehen wir hin und wieder Blicke auf uns, wenn wir zusammen unterwegs sind. Bisher haben wir jedoch noch nie einen negativen Kommentar oder eine schlechte Reaktion erlebt. Manche fragen, ob wir das Kind durch eine Leihmutterschaft bekommen haben – da erklären wir, dass wir Pflegeeltern sind und kriegen sehr viele positive Feedbacks. 

 

Was war euer schönster Moment in diesem Jahr als Familie?

Ich weiss, es klingt kitschig: Den einen schönsten Moment gibt es gar nicht – jeder Tag ist etwas Besonderes. Unsere Pflegetochter bringt uns täglich zum Lachen und wir geniessen jeden Moment. 

 

 

Pflegeeltern werden?

Kevin und Josef sind bei einer Pflegekinderorganisation, genannt DAF, in Kriens-Luzern mit Einzugsgebiet Zentralschweiz angestellt und werden von ihr begleitet. Ihre Organisation sowie weitere DAFs mit einem hohen Qualitätsstandard findest du unter Fachverband DAF Pflegekind (daf-pflegekind.ch). 

 

Die Organisation von Kevin und Josef bietet am 6. November 2024 in Kriens einen Infoanlass speziell für queere Personen und Paare an: fachstellekinder.ch

 

Text: Roman Heggli