Welt-Aids-Tag – es braucht diesen Tag!
Am 1. Dezember war Welt-Aids-Tag. Doch braucht es diesen Tag im Jahr 2022 noch immer? Die kurze Antwort lautet Ja. Doch werfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit, denn am 1. Dezember gedenken wir jährlich der an Aids Verstorbenen.
Wir trauern um sie, halten ihre Geschichten lebendig und erinnern uns an den langjährigen Kampf, den so viele Menschen geführt haben. Wir erinnern uns an die Zeit, in der wir wöchentlich an einem Sterbebett standen. Darum haben wir uns auch dieses Jahr am 1. Dezember in allen Regionen dieses Landes getroffen zu Gedenkfeiern, Filmvorführungen oder Fackelumzügen – um Solidarität mit den von HIV betroffenen Menschen zu zeigen.
Heute hat sich die Situation medizinisch zum Guten verändert. Wir wissen inzwischen, wie sich HIV überträgt, es gibt wirksame Medikamente, die eine erfolgreiche Therapie ermöglichen, und solche, die eine Ansteckung verhindern. Unser Kampf ist aber noch nicht beendet. Im Gegenteil! Die Zahl der Diskriminierungsmeldungen ist noch immer auf hohem Niveau stabil, und die Stigmatisierung ist weiterhin Tag täglich spürbar. Menschen, die mit HIV leben, erfahren im Versicherungsbereich, im Datenschutz und auch im Gesundheitswesen viel Diskriminierung. Der Grund: Viele wissen nicht, dass in der Schweiz fast alle Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie sind und somit das Virus nicht weitergeben können. Für Menschen mit HIV ist Diskriminierung, gerade auch im Gesundheitswesen, eine grosse Belastung. Und deshalb gedenken wir am Welt-Aids-Tag nicht nur der an Aids Verstorbenen der Vergangenheit, wir kämpfen auch für eine diskriminierungsfreie Zukunft. Unsere Botschaft am diesjährigen Welt-Aids-Tag richtet sich deshalb besonders an das Personal im Gesundheitswesen: Entspannt. Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie übertragen das Virus nicht.
Und wie sieht es nächstes Jahr aus? Im Jahr 2030? Für uns ist klar, es wird diesen Tag auch in Zukunft brauchen! Seit längerer Zeit stagnieren die jährlich neu gemeldeten HIV-Ansteckungen. Das ist ein Zeichen, dass die Ausbreitung gebremst werden konnte. Doch unser Ziel lautet: keine Neuinfektionen bis 2030. Um das zu erreichen, müssen wir gemeinsam weiterkämpfen. Gemeinsam können wir die Solidarität der Gesellschaft mit HIV-positiven Menschen, deren Familien und Freund:innen stärken. Und gemeinsam können wir neue Infektionen mit dem HI-Virus grundsätzlich verhindern. Dafür tragen wir die Botschaft «END AIDS NOW» in die Gesellschaft. Wir tun dies nicht allein: Durch Testimonials von bekannten Persönlichkeiten wie Stefanie Heinzmann, Claudio Zuccolini oder Charles Nguela wollen wir mit unserer Kampagne national Aufmerksamkeit erregen und Menschen erreichen, die wir bis anhin nicht erreicht haben.
Lasst uns gemeinsam an diesem Ziel festhalten, in die Zukunft schauen und weiterkämpfen. Für eine Schweiz ohne HIV und eine Schweiz ohne Diskriminierung. Gemeinsam schaffen wir das!
Andreas Lehner,
Geschäftsleiter Aids-Hilfe Schweiz